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Der letzte Monat "zusammen"

Hallo liebe Leserinnen und Leser, heute schreibe ich wieder ein paar Zeilen. Nun ist der letzte Monat angebrochen, in dem ich sagen kann: voriges Jahr um diese Zeit haben wir zusammen…

Furchtbar, was soll ich bloß machen, wenn noch mehr Zeit vergeht und ich nicht mal mehr sagen kann: voriges Jahr. Für mich unvorstellbar und absolut nicht greifbar, wie lange du schon nicht mehr bei mir bist. Die Zeit vergeht, aber der Schmerz bleibt unverändert. Geändert im Vergleich zu den ersten Monaten ohne dich hat sich vielleicht, dass mein Schmerz nicht immer für jeden von außen sichtbar ist.


Der Monat März: für unsere Familie der Geburtstagsmarathon. Eigentlich fängt der Marathon schon Mitte Februar an und endet Ende März. Dann ist Pause bis zu unseren beiden Geburtstagen, mein lieber Paul. Für Papa ist es der erste Geburtstag ohne dich. Ich weiß genau wie schwer das ist, der schlimmste Tag im Jahr. Du fehlst.

An Papas Geburtstag gab es jedes Jahr immer die erste Erdbeertorte der Saison. Du hast Erdbeertorte -dicht gefolgt von Schokotorte- immer super gern gegessen, natürlich immer mit einem großen Berg Schlagsahne. Ich habe seit einem Jahr das erste mal wieder gebacken. Eine Torte ist natürlich jetzt für uns zwei „übriggebliebene“ zu viel, deshalb habe ich extra eine kleine Kuchenform gekauft. Wie verloren und klein die aussieht! Miley ist beim backen um mich herumgeschlichen, aber du hast diesmal gefehlt und nicht die Rührschüssel ausgeschleckert oder die gezuckerten Erdbeeren genascht, sodass sie fast für den Kuchen nicht gereicht haben. Bei manchen Dingen ist es egal, ob Kleinkind, Teenie oder erwachsen.

Zum ersten Mal habe ich nach dem Backen noch Erdbeeren übrig.


Ich habe im Februar einen Sprachkurs angefangen und mich für dieselbe Sprache entschieden, die du zuletzt als Soft Skill an der Uni gewählt hast. Das war immer ein Spaß, wenn wir zusammen vor deinem PC den Kurs online gemacht haben. Und du hast das durchgezogen, dass deine Kamera und dein Micro angeblich wegen dem schlechten Internet nicht ginge. Dass dir das die Lehrerin abgenommen hat, wundert mich noch heute. Ich sehe mich noch neben dir sitzen und fremdschämen, dass du das durchziehen konntest und die Lehrerin immer zehnmal sagte: Paul hören Sie mich? 😂 und du immer nur im Chat: ja ich höre Sie, aber Kamera und Mikro funktioniert nicht. 🙈 Mitte März stand dann die Sprachprüfung an, die haben wir natürlich zusammen gemacht. Ich bin mir sicher, du hast bestanden, obwohl wir im Unterricht oft nicht folgen konnten und manchmal kein Wort verstanden haben. Wir haben uns die Arbeit immer geteilt, ich bewaffnet mit dem Google-Übersetzer, du hast dir Notizen gemacht und dann haben wir versucht die Aufgaben zu lösen.

Das Ergebnis der Sprachprüfung hat dich nicht mehr erreicht.


Und im Monat März war dein Bike wieder fahrbereit. Sobald die Sonne gescheint hat, hast du eine Runde gedreht. Manchmal warst du nach 20 Minuten zurück, weil es schlicht zu kalt war. Aber immer wenn möglich, bist du eine Runde gefahren. Du hast dein Bike geliebt und warst ein umsichtiger erfahrener Fahrer. Es war bereits dein 2. Motorrad. Bilder von deiner ersten KTM Duke 125 hatte ich ja schon in die Bildergalerie gestellt. Die KTM hast du dann verkauft und in gute Hände gegeben. Und Paul, J. fährt sie noch immer.


Von deinem aktuellen Bike, der Kawa Ninja 400 stelle ich ein paar Bilder in die Galerie. Du weißt es sicher, aber dein Bike schmückt jetzt neben deinem Porträt meinen Unterarm.


Auch jetzt scheint schon ab und zu die Sonne, aber die Temperaturen sind noch nicht zweistellig. Ich seh dich vor mir, wie du aus deinem Zimmer runter kommst, aus dem Fenster schaust und sagst: Die Sonne scheint, ob ich ne Runde drehe? Und ich: Ey das ist arschkalt draußen 😂. Und dann hast du dich auf die Terrasse in die Sonne gestellt, Hände in die Hüften: „Geht eigentlich, ach komm Katrin, fahr dein Auto aus der Garage, eine kleine Runde ist drin. Zur Erklärung: Paul‘s Bike stand in der Garage immer hinter meinem Auto, also musste ich das Auto immer erst aus der Garage fahren, damit der Herr aufs Bike steigen konnte.

Also dann bist du ab in dein Zimmer und es dauerte nicht lange, dann hörte ich dich von oben: Wo ist mein Bikerschal? Hast du die Motorradhose gewaschen? Hast du mal 'nen Zwanziger zum tanken? Und ich: Es ist alles ist im Schrank, schau richtig nach und durchwühl nicht den ganzen Schrank 🤣. Überall das Gleiche oder?


Zur Zeit sieht man auch die schon erste Frühblüher. Im Herbst habe ich zusammen mit Stef. ganz viele Frühblüherzwiebeln an der Unfallstelle gesteckt. Ich hoffe an deinem ersten Todestag blühen sie dort in großer Fülle und Vielfalt.


Ich hab dich lieb und vermisse dich unendlich, da helfen auch keine Blumen. Aber sie sollen für jeden sichtbar an dich erinnern.


Was war noch im März? Vor allem war Pandemie, was natürlich einschränkte. Das Wochenende vor deinem Unfall hast du bei V. verbracht. Es waren Semesterferien und du hast dich um einen Praktikumsplatz beworben.


Für heute mache ich Schluss, das nächste mal könnte ich ein paar Zeilen über deine Uni schreiben….


Ohne dich - zwei Worte so leicht zu sagen


und doch so endlos schwer zu ertragen.


Du hast ein gutes Herz besessen.


Nun ruht es still, doch unvergessen.



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